Aufwand, StoryPoints, Velocity und weitere Themen bewegen die agile Welt der Schätzungen. Fakt ist, eine Schätzung ist und bleibt eine unbekannte. Das liegt in der Natur der Sache. Mit agilen Methoden versuchen wir möglichst wenig Zeit zu verschwenden, aus Erfahrung zu lernen und Entscheidungen auf mehrere Menschen zu verteilen.
Bei der agilen Schätzung kann man mehr Zeit verschwenden als man denkt. Wie viele Einzelheiten muss ich kennen um eine aussagekräftige Zahl zu finden. In Bezug auf dessen Nutzen jedoch – der besteht meistens „nur“ daraus eine zeitliche Roadmap zu erstellen – wird oft sehr viel Zeit verschwendet.
In beinahe jedem Projekt kommt die Annahme auf: wir benötigen eine Referenzstory welche als Grundlage für weitere Schätzungen dient.
Um das ganze zu vertiefen hier ein Beispiel. Wir legen eine Referenz in welcher der Bau einer Rakete beispielhaft der Zahl 13 entspricht.
Über viele Iterationen hinweg lernen wir, dass wir vielleicht zwei oder drei Raketen in einer Iteration herstellen können. Soweit so gut.
In der Entwicklung von komplexen Dingen kommt es nun aber äusserst selten vor, dass wir jedesmal die gleiche Rakete bauen. Was passiert also, wenn wir nun eine Rakete bauen möchten, die selbständig wieder landet – so wie es SpaceX schon seit einigen versuchen erfolgreich demonstriert hat?
Das Umsetzungsteam wird nun sehr wahrscheinlich von einer höheren Zahl ausgehen – beispielhaft einer 21. Durch das zurechtlegen der Referenzrakete kommt es nun unweigerlich zu einer massiven Zeitverschwendung – da nun mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand sagen wird: eine Rakete ist aber eine 13 und deswegen schafft ihr zwei oder drei.
Nun beginnen technische Analysen und Details werden sorgsam ausgearbeitet. Doch für welchen Nutzen? Um irgendwann festzustellen, dass sich der Plan unter Umständen ändert. Ok, das währe ohne die Zeitverschwendung aber auch passiert.
Das eigentliche Ziel muss es daher sein, die Schätzung als das zu akzeptieren was sie ist. Eine unbekannte Richtschnur welche als Anhaltspunkt für Planungen herbeigezogen werden kann. Das letzte Wort zur Leistungsfähigkeit hat das Umsetzungsteam, welches auch ständig aus den vorherigen Erfahrungen lernt.
Wenn mir heute das Umsetzungsteam mitteilt, dass es in der nächsten Iteration eine Rakete bauen kann, dann ist das so. Wenn es mitteilt, dass es fünf oder mehr sind – auch wenn die Statistik sagt es müssen zwei sein – dann ist das nunmal so. Wenn sich das Team dabei verschätzt hat, dann ist das auch unweigerlich so. Und genau hier beginnen die Verbesserungsprozesse. Nun könnte ich noch weitererzählen wie versucht wird die Schätzungen zu verbessern – aber auch hier sei vorweggenommen, auch das ist Zeitverschwendung. Schliesslich verkaufen wir Ergebnisse und keine Schätzungen.